Es ist ein sonniger Mai-Samstag. Der Normalsterbliche flaniert durch die Biesenhorster Sandhügel oder sonnenbadet am nahe gelegenen Biesdorfer Baggersee. Ich aber mache einen Ausflug zum Deutsch-Russischen Museum.

Direkt davor hält ein alter Wolga, ich bin begeistert. Thomas [Name geändert] steigt aus, ich frage, ob ich sein Auto fotografieren darf. Na klar, kein Problem. Wir gehen gemeinsam auf das Gelände. Das Museum ist wegen Corona leider geschlossen. Dort, in diesem Gebäude, wurde am 9. Mai 1945 die Kapitulation unterschrieben. Hier fand also ein Weltkrieg sein Ende. Das wirkt so unwirklich jetzt und hier, in Karlshorst, ab vom Schuss, inmitten der Einfamilienhäuser und diesem friedlichen sonnigen Frühlingstag.

Thomas erzählt mir, dass er öfter herkäme. Vor Corona hätte es sehenswerte Sonderausstellungen und Veranstaltungen gegeben. Und manchmal sei es nicht leicht, sich der eigenen Geschichte zu stellen. Aber gut, dass es das Museum gibt, bemerke ich, dass es uns an den Schrecken und das Leid des Krieges erinnert und uns mahnt.

Wir schlendern durch den Museumsgarten voller sorgfältig gestaltete Gedenktafeln mit Informationen, Bildern und Dokumenten. Auf russisch und deutsch. Die Fotos zeigen das zertrümmerte Berlin und wir können kaum glauben, dass das erst 75 Jahre her ist.

Dann gelangen wir zum hinteren Teil des Geländes, auf dem altes Kriegsgerät aufgereiht ist. Uns erwartet eine beträchtliche, gut gepflegte Sammlung – von der Stalinorgel bis zum Jagdpanzer. Die gewaltige Technik lässt uns staunen und gibt der Ausstellung etwas Plastisch-Reales.

Unser Rundgang nähert sich dem Ende. Thomas und ich verabschieden uns, er steigt in seinen Wolga, ich auf mein Fahrrad. Nie wieder Krieg! – den Gedanken nehmen wir wohl beide mit nach Hause.

Di – So von 10 — 18 Uhr
Gut für Kinder geeignet!

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